Ein gutes halbes Jahr ist es her, daß wir eine Korallenhälterungs-Anlage für das GEOMAR in Kiel projektiert und aufgebaut haben.
In zwei Etappen (insg. 4 Tage) wurde ein voll funktionsfähiges Riffbecken mit einem schon zu Beginn ansehnlichen Korallenbestand eingerichtet.
Dem ging eine etwa einjährige Planungsphase voraus.
Als Raum wurde ein ehemaliges Fotolabor gewählt, hier wurde noch ein wasserundurchlässiger Boden eingebaut.
Diese ambitionierte Anlage wird für verschiedene laufende und zukünftige Forschungsprojekte benötigt, welche die Kultivierung von Steinkorallen unter kontrollierten Laborbedingungen voraussetzen.

Etappe 1, 13./14.Mai 2013

In der ersten Etappe wurde das Gesellschaftsbecken (120x60x50cm³) mit Filterbecken in Betrieb genommen:
Installation der Verrohrung, Beleuchtung, Förder- und Strömungspumpen, Abschäumer, Aquariencomputer mit Temperaturregelung, Nachfüllautomatik und pH-Messung, Einbringung von Korallensand, Konstruktion der Steinaufbauten aus Riffkeramik und lebenden Steinen, Befüllung mit frisch angesetztem und eingefahrenen Wasser und es wurden sogar schon die ersten robusten Bewohner eingesetzt: Verschiedene Schnecken, Einsiedlerkrebse, Schlangensterne, Makroalgen, und robuste Weich- und Hornkorallen.
Alles klappte wie am Schnürchen, der über 30-stündige Aufbau in nur zwei Tagen war jedoch auch eine Herausforderung.
Dr. Isabelle Taubner und Dr. Florian Böhm haben dann im Weiteren das Becken durch eine 11-wöchige Einfahrphase geführt und kümmern sich seitdem äußerst sorgfältig um die Tiere, die Technik und alle relevanten Wasserparameter.

Etappe 2, 30./31. Juli 2013

In der zweiten Etappe wurde dann das Ablegerbecken (120x50x40cm³) an den Kreislauf angeschlossen und Fische, Wirbellose und Korallen eingesetzt:
14 Fische von 8 kleinbleibenden Arten, Garnelen, Seeigel, Seesterne, Röhrenwürmer, sowie 10 gutgewachsene Nachzuchtkorallen zogen in das eingefahrene Becken ein.
Das war natürlich der Höhepunkt des Ganzen!
Auch der Kalkreaktor wurde nun in Betrieb genommen.
Ausgestattet mit allem, was für den erfolgreichen Betrieb eines Korallenriffaquariums notwendig ist, wurde am Ende ausgiebig über alle Fragen geredet und sogar noch ein kleiner Workshop zur Korallenfragmentation durchgeführt.
In den folgenden Monaten hat sich das Becken sehr gut entwickelt. Die Fische und Korallen wurden bestens versorgt und mit mehreren Sorten hochwertigem Frost-, Staub- und Granulatfutter zumeist 2 mal täglich gefüttert. Trotz der reichhaltigen Fütterung blieb der Nitratwert niedrig und der Phosphatwert unterhalb der Nachweisgrenze.
Die Korallen wachsen ausgezeichnet und sind schön hell und farbig.
Im Januar 2014 wurden nun 10 weitere Fische und 22 Wirbellose Tiere hinzugesetzt.
Wir werden weiter berichten.

Hier seht ihr die Entwicklung des Beckens mit Bildern von:

  • September 2013
  • September 2014
  • September 2015 

Update (10/2017): In der Zwischenzeit konnten alle geplanten Versuche zum Ionentransport durch das Korallengewebe mit den Mikro-Fragmenten erfolgreich durchgeführt und die Ergebnisse in der Fachzeitschrift LIMNOLOGY and OCEANOGRAPHY: METHODS veröffentlicht werden.

Hier gehts zu unserem Blog “An improved approach investigating epithelial ion transport in scleractinian corals” und hier zum Originalartikel.